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Cod.ms.ori - Orientalische Handschriften
Die Sammlung der orientalischen Handschriften (Cod. ms.
ori) der Universitätsbibliothek umfasst 775 Bände mit über 800 enthaltenen Werken. An Druckwerken aus der Zeit vor
1800, die die orientalischen Sprachen betreffen, sind nur fünf Werke vorhanden.
Geschichte
Der Bestand der Handschriftensammlung gliedert sich in drei Gruppen:
- alter Bestand
Den Grundstock des alten Bestandes bilden in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts einige Schenkungen sowie
gekaufte Orientalia. Die erste eigene Erwerbung einer orientalischen Handschrift durch den damaligen
Bibliotheksleiter Andreas Wilhelm Cramer stammt aus dem Jahr 1817 (Cod. ms. ori 7). Die Schenkungen stammen im
wesentlichen von Professoren der Kieler Universität. Durch Übernahmen aus dem 1937 aufgelösten Orientalischen
Seminar der Universität kamen weitere Stücke hinzu.
- Sammlung Menzel
1982 konnte der Großteil einer der umfangreichsten deutschen Privatsammlungen orientalischer Handschriften,
nämlich von Theodor Menzel, durch Vermittlung der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit Mitteln des
Stifterverbandes der Deutschen Wissenschaft und des Landes Schleswig-Holstein für die Universitätsbibliothek Kiel
gekauft werden. Die Sammlung von 702 Bänden blieb so in ihrem bewusst gewählten thematischen und
kulturgeschichtlichen Zusammenhalt nach
den vorrangigen Interessen ihres ursprünglichen Besitzers für osmanische Kulturgeschichte, insbesondere
Geschichte, Literatur und Volkskunde, erhalten.
- Neuere Erwerbungen seit 1982
Die Sammlung Menzel konnte in den Folgejahren um einige Käufe, die aus inhaltlichen und herkunftsmäßigen Gründen
eine gute Abrundung bilden, ergänzt werden, so dass sich nunmehr eine Gesamtzahl von 775 orientalischen
Handschriftenbänden ergibt.
Bestand
Herausragende Stücke des Altbestandes sind der Seeatlas des Mittelmeeres von Piri Re'is (Cod. ms. ori 34, verfasst
1538, türkisch; die Kopie vom Ende des 16.Jhs. mit Eintragungen von osmanischen Kapitänen wurde1830 mit 3 weiteren
Handschriften (Cod. ms. ori 1, 3 und 8) aus dem Nachlass von Jakob Georg Christian Adler (1756-1834, Theologe und
Generalsuperintendent von Schleswig-Holstein) gekauft) sowie ein Prachtkoran des Osmanischen Reiches in arabischer
Sprache mit reicher Illumination (Ende 16. / Anf. 17. Jh.) und Titelschmuck im osmanischen Hofstil (Cod. ms. ori
7).
Ebenfalls aus diesem Altbestand stammen zwei wertvolle frühe Abschriften der beiden persischen Wörterbücher
Farhang-i Gahangiri von Gamaluddin Husain Ingu (Cod. ms. ori 35) und Muntahab-i lugat-i Rašidi von ?Abdurrašid
Tatawi (Cod. ms. ori 36).
Die eigentliche Sammlung Menzel, die den Großteil des Bestandes ausmacht, beinhaltet drei mittelöstliche
Sprachgruppen; die arabischen und persischen Werke umfassen etwa ein Drittel des Gesamtbestandes. Nur sechs Titel
sind osttürkisch/tschaghatayisch. Den umfangreichsten Teilbestand machen türkische Handschriften aus, darunter
einige seltene Stücke, z.B. eine der ältesten, prächtigsten Kopien des Epos Iskender-name von Ahmedi (verfasst
792/1398), datiert 855/1451 mit seinem Anhang zur frühosmanischen Geschichte (Cod. ms. ori 376). Unter den
Prosawerken ragen die drei Bände von zehn aus einer bekannten Abschriftserie von Evliya Celebis Reisewerk heraus
(Cod. ms. 385-387).
Bedeutendste Neuerwerbung ist das große Versepos Timur-nama des Hatifi aus dem 16. Jh. über den Mongolenfürsten
Timur (1336-1405) in einer Kopie für den ersten kadscharischen Herrscher, Fath ?Ali, den nachmaligen Schah, um
1790 (Cod. ms. ori 775).
Verzeichnung:
a) Die bis 1875 erworbenen Bände sind mit vier Ausnahmen von Ratjen unter den Signaturen Cod. ms. KB 12-25
beschrieben.
b) Henning Ratjen: Verzeichnis von Handschriften der Kieler Universitätsbibliothek. Abtheilung 1-4, Kiel 1873
(Schriften der Universität zu Kiel 20/VI.2), S. 6-11; teilweise zuvor mit abweichender Numerierung veröffentlicht
u.d.T: Handschriften der Kieler Universitätsbibliothek und zwar Abhteil. I, die in sprachlicher Beziehung
Interesse haben. In: Serapeum 31 (1870) S. 273-283, 321-328 und 337-351, Register; hier: S. 274-277.
c) Sämtliche Orientalia wurden 1983/1984 um- bzw. neusigniert als Cod. ms. ori 1ff.; ein Katalog ist in
Vorbereitung (Verzeichnis der orientalischen Handschriften in Deutschland, Band 37: Islamische Handschriften,
Teil 3: Schleswig-Holstein, bearbeitet von Claus-Peter Haase; daraus stammen die oben gemachten Angaben zu den
Handschriften).
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