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Cod.ms.Bord. - Bordesholmer Handschriften und Drucke
Bordesholmer Handschriften und Drucke als Grundstock der Universitätsbibliothek


Die Universitätsbibliothek wurde als erstes Institut der Christian-Albrechts-Universität bereits 1665 im Gründungsjahr der Universität eingerichtet. Durch herzogliche Schenkung erhielt die Bibliothek als Gründungsbestand die Handschriften und Drucke (in damals ca. 320 Bänden) des ehemaligen Augustiner-Chorherrenstiftes in Bordesholm, die noch heute den ältesten Bestand darstellen. Das im schleswig-holsteinischen Raum bedeutendste Kloster, das 1127 von Vicelin gegründet, 1550 aufgelöst und 1566 in eine Gelehrtenschule umgewandelt worden war, besaß eine wertvolle Sammlung, die auch einer "academischen Bibliothek" als Grundlage dienen konnte.

Der Bestand, der nach einem Verzeichnis von 1488 noch 529 Bände umfaßte, wurde schon vor der Überführung nach Kiel stark gelichtet. Ein Teil gelangte bereits um 1610 zur Ergänzung der herzoglichen Bibliothek nach Gottorf, später in die Königliche Bibliothek Kopenhagen; ein großer Teil ging "infolge schmählicher Vernachlässigung" (Bülck) verloren. Die Zahl wurde später nach der Übersiedlung noch weiter dezimiert, vor allem durch Veräußerungen wegen der beständigen Geldnot der Universitätsbibliothek. Heute sind 143 Handschriftenbände in dem Kieler Bestand erhalten.

Naturgemäß überwiegt die theologische Literatur, vor allem die "klassischen" kirchlichen Autoren (Augustinus, Thomas von Aquin, Bernhard von Clairvaux etc.). Aber auch das devotionale Schrifttum des späten Mittelalters, die religiösen Erneuerungsbestrebungen und meditative Praxis der "Devotio moderna" (Bonaventura, Thomas von Kempis, Johannes Mauburnus, Johannes Gerson etc.) sind gut vetreten (der Reformkonvent der regulierten Augustiner-Chorherren trat im Jahre 1490 der Windesheimer Kongregation bei), während die Reformation, bis auf eine vorreformatorische Streitschrift gegen die Hussiten, nahezu keine Spuren hinterließ. Die nächstgrößte Gruppe bilden die philologischen und historischen Werke mit sowohl antiken (Seneca, Ovid, Aristoteles etc.) als auch mittelalterlichen Autoren. Letztere sind in der Mehrzahl, darunter auch so bekannte Humanisten wie Erasmus von Rotterdam, Aeneas Silvius Piccolomini (später Pius II.), Boccaccio und Leonardo Bruni. Juristische und naturwissenschaftliche Werke sind dagegen kaum vorhanden.

Verzeichnung: Henning Ratjen: Zur Geschichte der Kieler Universitätsbibliothek. Kiel 1862-1863. Emil Steffenhagen, August Wetzel: Die Klosterbibliothek zu Bordesholm und die Gottorfer Bibliothek. Kiel 1884.





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